Teheran (dpa) - Nach tagelanger Sperrung von Facebook im Iran ist die
Internetplattform am Dienstag wieder freigeschaltet worden. Die am Samstag
begonnene Blockade hatte zu hitzigen Debatten im iranischen
Präsidentschaftswahlkampf geführt.Die iranische Nachrichtenagentur ILNA
bezeichnete die Sperre des Online-Netzwerks als politischen Schachzug der
Regierung von Präsident Mahmud Ahmadinedschad gegen seinen Herausforderer
Mir Hussein Mussawi vor der Wahl am 12. Juni. Der frühere Ministerpräsident
Mussawi gilt unter den vier Kandidaten als schärfster Konkurrent von
Ahmadinedschad.Der Amtsinhaber wies am Montag die Vorwürfe zurück und
sprach sich für einen freien Internet-Zugang zu Facebook aus. «Ich glaube,
dass wir solche Seiten nicht blockieren müssen», sagte Ahmadinedschad auf
einer Pres sekonferenz in Teheran. Er kündigte zudem an, sich für die
Freischaltung stark machen zu wollen. Auch Ahmadinedschad hatte zuvor
Facebook für Wahlwerbung unter jungen Iranern genutzt.Ein weiterer
Präsidentschaftskandidat, der frühere Parlamentspräsident Mehdi Karrubi,
bezweifelte einen politischen Hintergrund der Online-Sperre. «Soweit ich
weiß, wurde die Seite wegen moralischer Probleme gesperrt. Aber in der Zeit
vor den Wahlen werden viele Streitfragen politisiert», sagte Karrubi.Im
Iran nutzen nach staatlichen Angaben bis zu 23 der 70 Millionen Einwohner
das Internet. Facebook war erst in diesem Jahr von der iranischen
Gerichtsbarkeit überraschend freigeschaltet worden. Die Webseite soll
bereits eine der beliebtesten im Iran sein, die Zahl der
Facebook-Mitglieder bei rund 150 000 liegen.
Friday, June 5, 2009
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